Ist die Lust und das Begehren das höchste erreichbare Gut menschlichen
Daseins? Ist Leidenschaft und Begierde zweckdienlich um sich des Lebens zu
erfreuen? Ja, ganz ohne Leidenschaft funktioniert so manches im Leben nicht,
doch sollte man sich seiner Lust gänzlich hingeben?
Mit all jenen Fragen befasst sich der
philosophische Hedonismus. Hedonismus lässt sich von dem altgriechischen Wort
Hedone ableiten, was zu Deutsch Freude, Vergnügen, Lust, Genuss, und
sinnliche Begierde übersetzt heißt. Die philosophische Strömung geht auf
Aristippos von Kyrene, der zwischen 435 v. Chr. bis ca. 355 v. Chr. gelebt
hat zurück. Aristippos unterscheidet zwischen drei Seelenstufen, die er
bildlich zuordnet. So ist der Schmerz der Sturm der Seele, die Lust sanfte
Wellenbewegung, dazwischen liege der Seelenfrieden (Ataraxie).Dabei gibt es
jedoch keinen Unterschied zwischen verschiedenen Lüsten. Jede Lust hat ihre
gleiche Qualität. Der Weg zum Glück nach Aristippos, ist die Lust zu
maximieren, dem Schmerz aber auszuweichen.
Epikur reiht sich dem ein, und
vervollständigt den Lustbegriff. So ist das Fehlen von Schmerz als das höchst
reinliche Lustempfinden anzusehen. Somit ist die Ataraxie der größtmögliche
Lustgewinn, den man sich vorstellen kann. Epikur unterscheidet zwischen einer
Übergangslust (dynamische Lust) und einer Zustandslust (katastematische
Lust). Es gibt demnach "vernünftige" und "unvernünftige"
Begierden. Die Herbeiführung "unvernünftiger" Lust ziehe den
Schmerz nach sich, dazu zählen die Völlerei und andere sinnlichen Begierden.
Die Aufrechterhaltung der katastematischen Lust ist auf eine tugendhafte,
asketische Lebensweise zurückzuführen. Ein Mensch mit einem gemäßigten
Verlangen, welches nur auf das Notwendigste gerichtet ist, wird dauerhaft die
höchste Lust erfahren. Man habe Maß zwischen dem Natürlichen und dem
Notwendigen zu halten, nur eine Gradierung der beiden Größen sei das
"vernünftig" Lustvolle, wonach man zu streben habe.
Die moderne Moralphilosophie geht von
einem hedonistischen Kalkül aus, wonach man Lust und Pein kategorisieren
lassen kann, um methodologisch eine Arithmetik dergleichen abzuleiten. Danach
sind zu unterscheiden die Intensität, die Dauer, die Wahrscheinlichkeit ihres
Eintretens und ihre zeitliche Nähe in Bezug auf die Befriedigung. In zweiter
Instanz die Fruchtbarkeit und Reinheit des Lustempfindens. Und letztlich die
Verbreitung bezogen auf ein Kollektiv von Personen.
„Die Natur hat die Menschheit unter die
Herrschaft zweier souveräner Gebieter – Leid und Freude – gestellt. Es ist an
ihnen aufzuzeigen, was wir tun sollen, wie auch zu bestimmen, was wir tun
werden. Sowohl der Maßstab für Richtig und Falsch als auch die Kette der
Ursachen und Wirkungen sind an ihrem Thron festgemacht.“ - Jeremy Bentham.
Wie dem auch sei, es ist per se nichts
daran Verwerfliches sich seinen Lüsten hinzugeben, solange man davon keinen
Schaden nimmt, oder andere in Mitleidenschaft gezogen werden. Leider geht die
Tendenz zur Maßlosigkeit, was den Leitsatz Carpe Diem ins Gegenteil verkehren
lässt. Man sollte inne halten und sich besinnen, denn wie Epikur es treffend
beschrieb ist die Ataraxie die höchste Form des Glücks.
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