10. Oktober 2013

Die Soziokratie- Eine Organisationsform der Zukunft


Die Soziokratie- Eine Organisationsform der Zukunft

Mit Verlaub sehen viele Menschen die Demokratie als das Maß aller Dinge an, sie gewährleistet einen hohen Grad an Freiheitsrechten, zu denen unter anderem das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Versammlungsfreiheit zählen. Sie ist eine Errungenschaft menschlichen Miteinanders unserer modernen, zeitgemäßen Gesellschaft, doch wie auch der Mensch den Evolutionsprozessen unterliegt, sind auch die Staats- und Regierungsformen dem spezifischen Wandel ausgesetzt. In welche Richtung wird sich die Demokratie entwickeln? Die Soziokratie ist eine aus der Entscheidungsfindung demokratischer Verfahrensweisen heraus erwachsene emergente Struktur.
 
Soziokratie ist eine Organisationsform, mit der Organisationen verschiedenster Größe — von der Famille, über Unternehmen und NGOs bis hin zum Staat — konsequent Selbstbestimmung ausüben können. In ihrer modernen Fassung basiert sie auf Erkenntnissen der Systemtheorie. Ihr Hauptziel besteht in der Entwicklung von Mitverantwortung bei allen gleichberechtigten Teilnehmern und von kollektiver Intelligenz für den Erfolg der Organisation als Ganzen.
 
Die Soziokratie entfaltet ihre Wirkung in der Masse konsensfähiger Entscheidungen, sie basiert auf den Beschlüssen der Schwarmintelligenz. Ferner geht sie mit der Gleichberechtigung von Individuen einher, die tatkräftig an den Resolutionen mitwirken. Sie organisiert sich selbst in einer kreisförmigen Struktur, und bietet der Mehrheit in Gruppenentscheidungsprozessen weniger Macht, und dem Einzelnen mehr Macht als die Demokratie. Gefragt wird bei der Verabschiedung von Abkommen nicht nach der Übereinstimmung der Meinungen, sondern danach ob einer einen gewichtigen Einwand vorzubringen hat, und umschifft somit den trägen Prozess der Konsensfindung des modernen Parlamentarismus. In der Folge beugt das Konsentprinzip der Blockadehaltung, eines auf einem mehrheitsfähig konsensbasierten Systems vor, und schafft somit Wege Entscheidungen nachhaltig und effizient zu treffen. Ein bloßes Dagegenhalten reicht für die Verhinderung eines Entschlusses nicht vollkommen aus, vielmehr muss der Streitpunkt mit Gegenargumenten belegt werden, um die Entscheidung nicht zum Tragen kommen zu lassen.
Um Soziokratie in größeren Gruppen anzuwenden, wird ein System der Delegation benötigt, bei dem die Gruppe Repräsentanten auswählt, die für sie die Entscheidungen auf einer höheren Ebene treffen sollen, wobei die nächst höhere Ebene nicht niedriger gestellt zu sein braucht als die untere. Das Entscheidungsgremium einer „nächsthöheren“ Ebene darf in einer soziokratischen Organisation seine Politiken nicht einer „nächstniedrigeren“ Ebene aufzwingen.
 
Der niederländische Unternehmer Gerard Endenburg klassifizierte die Soziokratie in vier Elemente:
 
1.)   Der Konsent regiert die Beschlussfassung, das Konsentprinzip.
2.)   Die Organisation wird in Kreisen aufgebaut, die innerhalb ihrer Grenzen autonom ihre Grundsatzentscheidungen treffen.
3.)   Zwischen den Kreisen gibt es eine doppelte Verknüpfung, indem jeweils mindestens zwei Personen an beiden Kreissitzungen teilnehmen.
4.)   Die Kreise wählen die Menschen für die Funktionen und Aufgaben im Konsent nach offener Diskussion.
 
 
Das Konsentprinzip beruht, wie wir oben bereits ausgeführt haben, auf dem Einverständnis der Delegierten. Der zweite Punkt berührt die autarke Stellung der einzelnen Kreise, die völlig unabhängig von einander über die Streitfragen entscheiden. Fürderhin wäre dies ein enormer Schritt in Richtung selbstverantwortliche Lebensgestaltung, die direkt vom Volk ausgeht, da die einzelnen Kreise keine Abstufungen in punkto Wichtigkeit vornehmen. Damit Politik nicht aneinander vorbeigehe, gibt es eine Überkreuzverflechtung der einzelnen Kreise, was der dritte Punkt hervorhebt. Entscheidungsträger werden von den Kreisen in eigenverantwortlicher Weise gewählt, was eine breite Verzahnung der Bevölkerung im politischen Prozess gewährleistet. Folgerichtig legt der Bürger die weitere Direktive politischer Ausrichtung fest, und ist letzten Endes für den Gedeih und Verderb der Gemeinschaft maßgebend.
 
Die soziokratische Ordnung setzt auf die Scharmintelligenz, sprich auf die bereits von Aristoteles propagierte Summierungstheorie kollektiver Entscheidungshilfen. Die Masse irrt sich selten, und ist schließlich für die Entscheidungsprozesse maßgeblich verantwortlich. Dabei geht die Kraft der soziokratischen Gesellschaft direkt vom Volk aus, worin auch das Potential dieses Systems liegt. Man kann ruhigen Gewissens davon ausgehen, dass die Soziokratie die Modernisierung der Demokratie darstelle, und es einen Versuch wert ist, sie breitflächig zu etablieren.
 

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